Shantys

 

Shantys - Die Arbeitslieder der Seeleute 

 

Shantys sind die Arbeits- und Freizeitlieder der Seeleute auf den großen Segelschiffen des 19.Jahrhunderts. Nach der Zeit der Seekriege konnte sich die Handelsschifffahrt auf den Weltmeeren entfalten. Rohstoffe, Gewürze und Genussmittel wurden um die ganze Welt transportiert.

Neue, große, wagemutig konstruierte und getakelte Schiffe entstanden und schon bald war die Höchst- und Endform des Segelschiffbaus erreicht: der schnittige Klipper. Diese Fahrzeuge konnten nur mit einem Großaufgebot von Männern bei jedem Wetter manövriert werden. So bildete sich auf diesen Schiffen einer der schwersten Berufe heraus, die es je gegeben hat. Denn Leben und Arbeit auf einem Segelschiff waren unvorstellbar hart. Um diese schwere Arbeit zu bewältigen, war das gemeinsame Singen lebensnotwendig. Shanty-Singen entstand als eines der eindruckvollsten Zeugnisse der internationalen Folklore.

 

© Wikimedia Commons

 Shantyman auf der Ankerwinde (Capstan)

 

Einige Shantys erklangen zu genau bestimmten Arbeitsvorgängen:

Das Short-Haul-Shanty erklang zum Straffen eines Taues in kurzen kräftigen Zügen. Die Fall- oder Halyard-Shantys begleiteten das länger ausholende Ziehen beim Segelsetzen. Das Walk-away-Shanty wurde gesungen, wenn alle Mann mit dem Tau über Deck marschierten, um es anzuspannen, wenn ein leichtes Segel schnell geheißt werden sollte. Es gab Gangspill- oder Capstan- und Pump-Shantys zum Arbeiten an der Ankerwinde oder an den Pumpen. Eine besondere Gruppe bildeten die Forecastle-Shantys, die Freizeitlieder, die in der Unterkunft oder bei schönem Wetter vorn auf der Back gesungen wurden.

Shantys sind in der Regel Wechselgesänge zwischen dem Vorsänger, dem Shantyman, und dem Chor, der Mannschaft. Ein guter Shantyman war in der Lage, Strophen zu variieren und damit Stimmung und Wünsche der Mannschaften widerzuspiegeln. Die Kapitäne heuerten gerne einen guten Shantyman an, denn nach einer sprichwörtlichen Redensart konnte dieser - über die Effektivität des gemeinsamen Kräfteeinsatzes der Mannschaft - zehn Arbeitskräften gleichgesetzt werden.